Energie AG Oberösterreich schreibt unter schwierigen Rahmenbedingungen rückläufiges Ergebnis

Finanzvorstand Andreas Kolar, Aufsichtsratsvorsitzender Markus Achleitner, Generaldirektor Werner Steinecker, Technikvorstand Stefan Stallinger © Energie AG
Finanzvorstand Andreas Kolar, Aufsichtsratsvorsitzender Markus Achleitner, Generaldirektor Werner Steinecker, Technikvorstand Stefan Stallinger © Energie AG
Finanzvorstand Andreas Kolar, Generaldirektor Werner Steinecker, Technikvorstand Stefan Stallinger © Energie AG
Finanzvorstand Andreas Kolar, Generaldirektor Werner Steinecker, Technikvorstand Stefan Stallinger © Energie AG

28.12.2022

Kennzahlen:

  • EBIT: EUR 150,6 Mio. (-20,1 %)
  • Konzernumsatz: EUR 4.002,1 Mio. (+86,6 %)
  • Bilanzsumme: EUR 6.912,7 Mio. (+78,4 %)
  • Investitionen: EUR 201,2 Mio. (-6,5 %)
  • Cashflow aus dem operativen Bereich: EUR 1.136,5 Mio. (>+100 %)

Das Geschäftsjahr 2021/22 war bei der Energie AG Oberösterreich durch die ungemein schwierigen Rahmenbedingungen für die Branche geprägt. Die massiv gestiegenen Großhandelspreise für Strom und Gas führten zu einem beträchtlichen Zuwachs bei den Umsatzerlösen. Dies zeigt sich insbesondere bei der Bewirtschaftung der Kraftwerke und Strombezugsrechte, im Energiehandel und im Vertrieb. Auch in den anderen Segmenten ist es, wenngleich in geringerem Ausmaß, zu Umsatzerlössteigerungen gekommen.

Die Energie AG Oberösterreich erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2021/22 Umsatzerlöse in Höhe von EUR 4.002,1 Mio. (Vorjahr: EUR 2.145,2 Mio.).

Das EBIT verringerte sich im Berichtszeitraum um 20,1 % auf EUR 150,6 Mio. (Vorjahr: EUR 188,4 Mio.). Für den EBIT-Rückgang verantwortlich waren vor allem eine geringere Wasserführung der Flüsse sowie die hohen Beschaffungspreise für Strom und Gas.

Investitionen in die Infrastruktur

Die Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen betrugen im vergangenen Geschäftsjahr EUR 201,2 Mio. und lagen damit um EUR 13,9 Mio. (-6,5 %) unter dem Vorjahresniveau. Der größte Anteil entfiel wieder auf das Segment Netz (57,4 %).  

„Die dauerhafte Sicherstellung der hohen Versorgungsqualität von Strom, Gas und Wärme zählt zu den zentralsten Missionen, denen sich die Energie AG Oberösterreich verschrieben hat. Umso herausfordernder ist die gegenwärtige Situation, die uns die Fragilität des europäischen Energiesystems offenbart. Mittel- und langfristig führt der Weg einzig und allein über die rasche Transformation des Energiesystems. Seitens der Energie AG werden hier alle Anstrengungen unternommen, um den Ausbau von Erneuerbarer Energie, der Netzinfrastruktur auf allen Spannungsebenen sowie den Ausbau von Speicherkapazitäten zu forcieren“, sagt Energie AG-Generaldirektor Werner Steinecker.  

Dynamisches Umfeld für die Vertriebsorganisation

Das Geschäftsjahr 2021/22 war von einer noch nie dagewesenen Dynamik auf den europäischen Strom- und Gasmärkten geprägt. Besonders wesentlich war die intensive Beobachtung des russisch-ukrainischen Krieges und seiner Auswirkungen auf die Versorgungssituation in Österreich.

Es kam im abgelaufenen Geschäftsjahr im Wettbewerbsumfeld zu Preiserhöhungen und Kündigungen von Kundenverträgen durch Mitbewerber. Dadurch stieg die Nachfrage nach Neukundenverträgen beim Vertrieb der Energie AG stark an. Rund 30.000 Kund:innen wechselten von anderen Anbietern zur Energie AG. Die Energie AG Vertrieb GmbH musste mit Preisanpassungen für Neukund:innen reagieren.

Für Bestandskund:innen hat die Energie AG ihre Preisgarantie im Haushalts- und Gewerbesegment für Strom- und Gasstandardprodukte und für Glasfaser-Internet bis 01.01.2023 ein weiteres Mal verlängert. Dieses Versprechen konnte trotz der dynamischen Entwicklung bei den Großhandelspreisen und den insgesamt sehr schwierigen Rahmenbedingungen gehalten werden.

Im Businesskund:innenbereich wurde wegen der hohen Volatilität am Strom- und Gasmarkt ein neues Produkt zur Risikosteuerung des Beschaffungszeitpunktes entwickelt.

Glasfasertechnologie: Mehr als 16.000 Kund:innen nutzen die lichtschnellen Angebote

Die Energie AG bietet ihren Kund:innen schon seit Jahren Glasfaser-Internet an. Zu Geschäftsjahresende nutzten bereits 16.723 Kund:innen (Vorjahr: 13.166) aktiv die entsprechenden Produkte. Auch im Businesskund:innenbereich konnten – trotz starker Konkurrenz - weitere Kund:innen vom Glasfaserangebot der Energie AG überzeugt werden.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr erfolgte auch eine umfangreiche strukturelle Anpassung im Telekom-Bereich. Die Breitbandaktivitäten wurden mit jenen des Landes Oberösterreich gebündelt, um Synergiepotenziale im Glasfaserausbau ausschöpfen zu können. Dazu wurde der FTTH-Bereich der Energie AG in die Breitband Oberösterreich GmbH (BBOÖ) abgespalten, die Bewertung des BBOÖ-Anteils führte zu einem einmaligen, positiven Sondereffekt, der sich mit EUR 37,0 Mio. ergebniswirksam zu Buche schlägt. Das Land Oberösterreich brachte die Fiber Service OÖ GmbH in das Joint Venture BBOÖ ein.

Im Backbone- und Wholesales-Bereich betrug die Länge des im Konzern verbliebenen Glasfasernetzes zu Geschäftsjahresende noch 5.820 Kilometer (Vorjahr: 7.021 Kilometer). Die Ursache für den Rückgang des Wertes ist ebenfalls die Abspaltung in die BBOÖ. 

Die Energie AG ist ein krisensicherer und verantwortungsvoller Arbeitgeber

Der durchschnittliche konsolidierte Personalstand im Konzern ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht gestiegen und lag bei 4.606 Mitarbeiter:innen (FTE) (+0,3 %), die in Österreich, Tschechien und Italien für den Energie AG Konzern tätig waren.

Die Energie AG hat sich in Hinblick auf die Umbrüche in der Arbeits- und Lebenswelt als krisensicherer und verantwortungsvoller Arbeitgeber positioniert. Flexible Arbeitszeitmodelle, die Schaffung der technischen Voraussetzungen für mobiles Arbeiten, Homeoffice und bedarfsorientierte Betreuungsmöglichkeiten für Kinder von Mitarbeiter:innen tragen dazu bei.

Dadurch ist es der Energie AG gelungen, als bester Arbeitgeber Österreichs ausgezeichnet zu werden: Im mittels aufwändigem Verfahren ermittelten Ranking eines österreichischen Wirtschaftsmagazins belegte die Energie AG sowohl Platz 1 im Energiesektor als auch in der österreichweiten Gesamtwertung.

Das Employer-Branding wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr fortgesetzt. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf Trainee- und Stipendienprogrammen. Im Herbst 2021 wurde erneut ein Stipendium an zwei weitere Technikerinnen vergeben. Diese erhalten nicht nur eine finanzielle Unterstützung, sondern können auch Praktika im Unternehmen absolvieren und ihre Masterarbeit mit Unternehmensbezug verfassen.

Zusätzlich nutzte die Energie AG über ein Sponsoringpaket für Vereine die Kontakte der Mitarbeiter:innen, um mögliche Bewerber:innen anzusprechen.

Die eigene Lehrlingsausbildung der Energie AG sichert weiterhin Nachwuchskräften eine umfassende, praxisorientierte Ausbildung durch Rotation in verschiedenen Konzernbereichen und mit entsprechenden Aufstiegsmöglichkeiten. Wir sind überzeugt, dass diese Ausrichtung in Zeiten des Fachkräftemangels von besonderer Bedeutung ist.

Seit 1943 wurden im Konzern 1.549 Lehrlinge ausgebildet, rund die Hälfte davon ist immer noch im Unternehmen tätig. Im September 2022 begannen 22 Jugendliche ihre Ausbildung als Lehrlinge in den Bereichen Elektro- und Metalltechnik sowie erstmals im Bereich Gas-, Wasser- und Heizungstechnik.

Rückläufiges Konzernergebnis unter schwierigen Rahmenbedingungen

Das operative Konzernergebnis (EBIT) verringerte sich um 20,1 % auf EUR 150,6 Mio. (Vorjahr: EUR 188,4 Mio.).

Das Geschäftsjahr 2021/22 war gekennzeichnet von schwierigen Rahmenbedingungen. Die Trockenheit im Sommer und die geringe Wasserführung der Flüsse reduzierten ebenso das Ergebnis wie die hohen Beschaffungspreise für Strom und Gas im Vertrieb und die Aufwendungen für Risikovorsorgen und Rückstellungen. Dazu kommen höhere vorgelagerte Netzkosten und Netzverluste.  

Energie AG-Finanzvorstand Andreas Kolar: „Wir haben im abgelaufenen Geschäftsjahr Rahmenbedingungen vorgefunden, die mehr als herausfordernd waren und die aller Voraussicht nach in nächster Zeit auch so bleiben werden.“

Positiv wirkten sich im Konzern unter anderem der verstärkte Markteinsatz des GuD-Kraftwerks in Timelkam und die Wertaufholung der Anlage, die Bewirtschaftung der Gasspeicher, regulatorische Tariferhöhungen im Bereich Netz, die Preisentwicklung bei den Wertstoffen im Segment Entsorgung, die Bewertung des BBOÖ-Anteils und eine Wertaufholung bei der Beteiligung an der Wels Strom aus.  

Weitsichtiges Finanzmanagement angesichts vieler externer Herausforderungen

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/2022 gab es eine Reihe von politischen und wirtschaftlichen Krisen: Kriegsgeschehen in Europa, Energie- und Rohstoffkrise sowie weltweit steigende Inflationsraten. Der zu Jahresbeginn erhoffte starke Konjunkturaufschwung infolge der erfolgreichen Bekämpfung der COVID-19-Pandemie wurde durch den russisch-ukrainischen Krieg Ende Februar 2022 unvermittelt gebremst.

Der Einfluss des Energiehandels auf die Liquiditäts-entwicklung des Konzerns hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr extrem verschärft. Energiehandel an internationalen Börsen ist ein zentraler Bestandteil der langfristigen Beschaffung und Preisabsicherung bei Strom und Gas. Im Zusammenhang mit den stark gestiegenen Energiepreisen und deren Volatilität haben sich die Volumina der Sicherheitsleistungen im Energiehandel deutlich ausgeweitet - Liquiditätssicherung hat daher aktuell die Top-Priorität im Finanzmanagement.

Der Energie AG standen zu Geschäftsjahresende Kreditlinien von über EUR 700 Mio. als Reserve bei verschiedenen Banken zur Verfügung. Diese waren zum Bilanzstichtag nicht ausgenutzt.

Standardisiertes und bereichsübergreifendes Risikomanagement

Die Energie AG verfügt seit langem über ein standardisiertes und bereichsübergreifendes Risikomanagement. Im bestehenden Risikokomitee wurde das Monitoring der Marktgegebenheiten und der damit verbundenen Liquiditäts-, Kontrahenten- und Marktpreisrisiken noch engmaschiger gestaltet und Unternehmensentscheidungen konnten so frühzeitig abgeleitet werden. Mit dem Beginn des russisch-ukrainischen Krieges im Februar 2022 wurde dieses Gremium um eine Taskforce erweitert, um die geopolitischen Entwicklungen laufend zu analysieren und auch Maßnahmen umzusetzen.

Krisenresilienz durch starkes Kreditrating erneut bestätigt

Auch im letzten Geschäftsjahr hat die Energie AG die sehr gute Bonitätsnote „A mit stabilem Ausblick“ von der Rating-Agentur Standard & Poor’s erhalten. Die starke Bonitätsnote ermöglicht es der Energie AG, jederzeit kostenoptimalen Zugang zu Finanzierungen zu erhalten und eine Vielzahl an Finanzierungsquellen in Anspruch nehmen zu können. Standard & Poor’s würdigten vor allem auch das integrierte und damit krisenresiliente Geschäftsmodell der Energie AG. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde etwa der witterungsbedingte Rückgang im Kernsegment Energie durch höhere Ergebnisbeiträge in den Segmenten Netz und Entsorgung teilweise kompensiert.

Die Transformation des Energiesystems in Richtung Klimaneutralität wird enorme finanzielle Ressourcen erfordern. Die Bestätigung des Ratings ermöglicht es der Energie AG, sich den Anforderungen der Zukunft zu stellen und konkrete Investitions- und Finanzierungsziele umzusetzen.

Positive Entwicklung im Segment Tschechien

Die Entspannung der COVID-19-Situation in Tschechien und die Rücknahme der meisten Maßnahmen durch die tschechische Regierung wirkte sich positiv auf die Entwicklung des Landes aus. Allerdings beeinflussten die schwierigen Bedingungen am Energiemarkt und der russisch-ukrainische Krieg die Konjunktur negativ. Die Inflation stieg stark an und erreichte im September einen Höchstwert von 18,0 %.

Die gestiegenen Umsatzerlöse im Bereich Wärme und Wasser sind durch Wechselkurseffekte, Preis- und Mengensteigerungen sowie im Dienstleistungsbereich begründet.

Die Energie AG versorgt in Tschechien knapp 1 Million Menschen mit Trinkwasser und übernimmt für etwa 700.000 Menschen die Abwasserentsorgung.
Im Bereich Wärme versorgt die Energie AG in Tschechien Haushalte, Gewerbe und Industrie mit Fernwärme und Warmwasser. Dabei werden zur Versorgung unter anderem Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, Biomasseheizkraftwerke und industrielle Abwärme eingesetzt.

Forderndes energie- und klimapolitisches Umfeld

Das abgelaufene Geschäftsjahr war neben Weichenstellungen in Energie- und Klimapolitik vor allem von Maßnahmen zur Abfederung des Energiepreisschocks sowie zur Reduzierung der Energieabhängigkeit von Russland und zur Erhöhung der Versorgungssicherheit geprägt.

In Österreich gab es zahlreiche Aktivitäten der Bundesregierung und der Strom- und Gasversorgungsunternehmen, um eine Abfederung von sozialen Härtefällen aufgrund der hohen Energiepreise zu ermöglichen. Dazu zählt unter anderem der vom Nationalrat beschlossene Rechtsanspruch auf Ratenzahlung für Haushalte und Kleinunternehmen für die Nachzahlung bei der Stromjahresabrechnung. Im September 2022 präsentierte die Bundesregierung zur Entlastung von Haushaltskund:innen die Pläne für ein Stromkostenzuschussgesetz („Stromkostenbremse“).

Mehr Stromeigenerzeugung trotz niedriger Wasserführung

Die gesamte Stromaufbringung im Segment Energie lag im Geschäftsjahr 2020/21 um 14,8 % unter dem Vorjahreswert. Die Stromeigenaufbringung lag hingegen um 13,6 % über dem Vorjahreswert.

Die Stromproduktion aus thermischen Kapazitäten hat sich im Segment Energie mit 1.015 GWh gegenüber dem Vorjahreswert von 465 GWh mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung ist vor allem auf den im Vergleich zum Vorjahr verstärkten Einsatz des GuD-Kraftwerks Timelkam und der CMOÖ GmbH in Laakirchen zurückzuführen. Die GuD-Anlage in Timelkam wurde im ersten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres für Netzreserve und Engpassmanagement bereitgehalten und eingesetzt. Ab Jänner 2022 wurde die Stromproduktion für den freien Markt wieder aufgenommen, mit Beginn des russisch-ukrainischen Kriegs aber aus Gründen der Risikobeschränkung wieder reduziert.

Die Stromeigenaufbringung in den hydraulischen Kraftwerken lag mit 2.232 GWh um 6,3 % unter dem Vorjahreswert, der Grund lag in einer sehr niedrigen Wasserführung. Diese lag im Geschäftsjahr 2021/22 um
12,1 % unter dem langjährigen Durchschnitt und um 6,0 % unter dem Berichtszeitraum des Vorjahres.

Um die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weiter auszubauen, wurden im Bereich Wasserkraft die Vorprojekte für den Neubau des Kraftwerks Weißenbach und für den Ersatzneubau des Kraftwerks Traunfall fortgesetzt.

Auch Speicherkapazitäten werden durch den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik immer wichtiger. Aus diesem Grund wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr mit den Vorbereitungen sowie der Ausschreibung für das Pumpspeicherkraftwerk Ebensee begonnen.

Strom- und Gasnetz als Rückgrat der Versorgungsinfrastruktur

Die Netzinfrastruktur ist ein zentraler Schlüssel zur Realisierung der Energiewende.

„Die Herausforderungen sind vielfältig – insbesondere deshalb, weil wir den Ausbau und die Ertüchtigung der Stromnetze noch schneller vorantreiben wollen, um die Einspeisung von dezentral erzeugtem Ökostrom für alle zu ermöglichen. Wir befinden uns jedoch aufgrund der hohen Nachfrage und des niedrigen Angebots, beispielsweise im Bereich der Verfügbarkeit von Transformatoren oder Schaltanlagen, in einem Lieferantenmarkt“, sagt Energie AG-Technikvorstand Stefan Stallinger. Aufgrund von Materialengpässen sind die Lieferzeiten deutlich höher als noch vor drei oder fünf Jahren.

Die Netz OÖ GmbH, der Strom- und Gasnetzbetreiber der Energie AG, konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr ihre führende Position in der Branche mit dem Erreichen einer Zertifizierung für das im Unternehmen eingeführte Informationssicherheits-Managementsystems (ISMS) weiter ausbauen.

Gegenüber dem Vorjahr sank die Stromnetzabgabe leicht (-1,4 %). Der Mengenrückgang war auf den Privat- und Gewerbekundenbereich zurückzuführen, der sich vor allem im zweiten Halbjahr rückläufig entwickelte. Leicht rückläufig waren auch die Mengen im Industriekundensegment. Zum Geschäftsjahresende versorgte die Stromsparte des Segments Netz rd. 522.000 aktive Kundenanlagen
(Vorjahr: 517.000).

Herausforderungen für den Netzbetrieb gab es durch eine Folge mehrere Orkantiefs im Februar 2022. Nicht nur die Einzelereignisse selbst, sondern die Anzahl der Ereignisse in diesem Zeitraum forderte die Einsatzteams. Das 110 kV-Hochspannungsnetz erwies sich in diesem Fall wieder als starkes und sicheres Rückgrat der oberösterreichischen Stromversorgung.

Neben den regulären Netzertüchtigungs- und -erweiterungsmaßnahmen stand im Vorjahr wieder die Umsetzung des „Stromnetz-Masterplans Oberösterreich 2028“ im Mittelpunkt der Aktivitäten. Die Schwerpunkte im Detail:

  • Projekt „Stromversorgung Pramtal Süd“:
    Dieses Projekt wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr fertig gestellt.
  • Projekt „Stromversorgung Mühlviertel“:
    Hier wurde eine UVP-Pflicht beschieden, die Arbeiten für die Umweltverträglichkeitserklärung wurden begonnen.
  • Gemeinschaftsprojekt „Stromversorgung Zentralraum Oberösterreich“:
    Die Umspannwerke in Hörsching, Ohlsdorf und Kronstorf wurden fertiggestellt.

Sehr herausfordernd war die hohe Anzahl an Netzanschlussansuchen bei dezentralen Stromerzeugungsanlagen, konkret bei Photovoltaik-Anlagen seit Beginn 2022. Die Anzahl der Anfragen hat sich vervielfacht, die erforderlichen Netzkapazitäten konnten nicht überall zu 100 % bereitgestellt werden – diese müssen durch zusätzliche Netzbaumaßnahmen im Nieder- und Mittelspannungsnetz geschaffen werden.
Die installierte Leistung aus Photovoltaik beträgt bereits rund 589 MW (Vorjahr: 396 MW) bei rund 39.300 angeschlossenen Anlagen (Vorjahr: 30.100 Anlagen).

Wartung beim Gasnetz im Vordergrund

Die Kundenzahl im Gasnetz war im abgelaufenen Geschäftsjahr rückläufig. Ursachen dafür sind gesellschaftliche Trends, politische Vorgaben insbesondere für den Klimaschutz und Unsicherheiten über die ausreichende Verfügbarkeit von Gas.

Zum sicheren Betrieb des Gasnetzes wurden neben dem Standardnetzausbau vor allem Ertüchtigungen vorgenommen. Drei Gashochdruckleitungen wurden auf einer Gesamtlänge von 36,9 Kilometern mittels intelligenter Molchung untersucht.

Sehr gute Entwicklung im Segment Entsorgung

Im Geschäftsjahr 2021/22 herrschten in der Entsorgungswirtschaft überwiegend sehr gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen. National und international steht nach wie vor das auf EU-Ebene formulierte Kreislaufwirtschaftspaket im Vordergrund. Mit einer entsprechenden Novelle im Abfallwirtschaftsgesetz sollen Abfallvermeidung, Recycling und ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Produktdesign erreicht werden.

Zur Umsatz- und EBIT-Steigerung trug auch im abgelaufenen Geschäftsjahr die dynamische Preisentwicklung bei den Wertstoffen Papier/Karton und Altmetalle bei, wobei bei Papier und Karton gegen Geschäftsjahresenden wieder Preisrückgänge zu verzeichnen waren.

Ebenso konnten die Strom- und Wärmeerlöse für die aus der Welser Abfallverwertung (WAV) ausgekoppelten Mengen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert werden. Umsatz und Ergebniszuwächse gab es daneben noch bei den kommunalen Abfällen und bei den Gewerbe- und Industrieabfällen.

Ausblick

Die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben für die Energie AG sowie für die gesamte Branche herausfordernd. Die künftige Entwicklung der Preise an den internationalen Energiemärkten ist für das Geschäftsjahr 2022/23 aufgrund von vielen unberechenbaren Einflussfaktoren schwer einschätzbar.

Vor allem der Fortgang des russisch-ukrainischen Krieges, politische oder regulative Markteingriffe einschließlich eventueller Energielenkungsmaßnahmen seitens der Regierung, die Wirtschaftsentwicklung und die Witterung werden maßgeblich sein.

Die Dauerkrise, die uns seit fast drei Jahren begleitet, hat bezüglich Vielfältigkeit und Komplexität der Problemstellungen noch zugenommen. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen wird die Energie AG im Geschäftsjahr 2022/23 über EUR 250 Mio. in eine nachhaltige Energiezukunft investieren. Das ist auch ein wertvoller Beitrag zur regionalen Wertschöpfung.

Ziel ist es, einen Beitrag zur Transformation der Energiesysteme zu leisten, die Versorgungssicherheit und -qualität weiter zu optimieren und damit die Unternehmensentwicklung und den Unternehmenswert des Konzerns langfristig abzusichern.

Am 30.06.2022 bestellte der Aufsichtsrat der Energie AG Leonhard Schitter zum Vorstandsmitglied für Vertrieb und Marketing. Er folgt in dieser Funktion Generaldirektor Werner Steinecker ab 01.01.2023 als neuer Vorsitzender des Vorstands an der Spitze der Energie AG nach.

www.energieag.at


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