Baubeschluss für Pumpspeicherkraftwerk der Energie AG in Ebensee

PSKW Ebensee Schema
PSKW Ebensee Schema © Energie AG
PSKW Ebensee Ortho-Ansicht
PSKW Ebensee Ortho-Ansicht © Energie AG
Gesamtvorstand der Energie AG, v.l.n.r.: CFO Andreas Kolar, CEO Leonhard Schitter, COO Stefan Stallinger
Gesamtvorstand der Energie AG, v.l.n.r.: CFO Andreas Kolar, CEO Leonhard Schitter, COO Stefan Stallinger © Energie AG/Robert Maybach

03.10.2023

Die Energie AG Oberösterreich treibt den Ausbau erneuerbarer Energiequellen konsequent voran. Um die volatile Stromerzeugung aus Sonne und Wind ausgleichen zu können, braucht es aber auch großtechnische Speicherkapazitäten und Flexibilitäten in Form von Pumpspeicherkraftwerken. Nun gab es im Aufsichtsrat grünes Licht für den Bau des Pumpspeicherkraftwerks der Energie AG in Ebensee. Es ist mit einem Investitionsvolumen von rund 450 Millionen Euro die größte Einzelinvestition in der Geschichte der Energie AG.

Die Energie AG ist Impulsgeberin einer nachhaltigen Energiezukunft und hat sich zum Ziel gesetzt, die Energiewende aktiv voranzutreiben.

„Um die nachhaltig erzeugte Energie auch dann verfügbar zu machen, wenn sie am meisten gebraucht wird – wie etwa in den Abendstunden – braucht es Speicherkapazitäten. Das Pumpspeicherkraftwerk in Ebensee ist damit ein wichtiger Baustein und quasi die grüne Batterie Oberösterreichs“, betont Energie AG-CEO Leonhard Schitter.

Die Energie AG möchte dabei auch den dezidierten Wunsch der Menschen nach ressourcenschonend erzeugter Energie und nachhaltigen Lösungen erfüllen.


Pumpspeicherkraftwerke sind in der Lage, große Mengen an Energie zu speichern und zu einem späteren Zeitpunkt bereitzustellen – und bieten dadurch die nötige Flexibilität für Haushalte, die E-Mobilität und Wärmepumpen. Pumpspeicherkraftwerke schaffen die Möglichkeit, den Strom zur Verfügung zu stellen, wenn dieser benötigt wird.

„Der Ausbau von Energiespeichern - wie dem Pumpspeicherkraftwerk in Ebensee - ist eine Grundvoraussetzung, um die Verfügbarkeit des Stroms in der erneuerbaren Energiezukunft sicherzustellen. Solche Pumpspeicherkraftwerke sind je nach Bauart in der Lage, ein sehr breites Leistungsband - turbinen- und/oder pumpenseitig - abzudecken. Dadurch können sie auf Änderungen des Bedarfs und der Stromerzeugung außerordentlich flexibel und schnell reagieren und leisten somit auch einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit“, so Energie AG-COO Stefan Stallinger.

Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke weisen höchste Wirkungsgrade auf und stehen jederzeit gesichert zur Verfügung. Dies ist für die Versorgungssicherheit und die Netzstabilität wichtig.

Technische Daten des Pumpspeicherkraftwerks Ebensee

Das Kraftwerk ist als Kavernenkraftwerk am Fuße des großen Sonnsteins mit einer reversiblen Pumpturbine geplant. Als Oberwasserspeicher ist im Rumitzgraben ein ca. 60 Meter hoher Naturschüttdamm vorgesehen. Als Unterwasserspeicher dient der Traunsee. Das Wasser wird über eine Kaverne, in der sich die reversible Turbine befindet, rund 500 Meter nach oben gepumpt. Bei Energiebedarf fällt das Wasser nach unten und der Energiespeicher wird abgerufen.


Das Kraftwerk hat einen Speicherinhalt von 1,32 Millionen Kubikmeter und verfügt über eine Leistung von 170 Megawatt. Der Speicherinhalt ermöglicht eine Betriebszeit zur Stromerzeugung von 10 Volllaststunden. Die Kraftwerkskaverne ist unterirdisch und in etwa so groß wie die Kirche in Ebensee. Das Rohr für die Wasserzuführung und Ableitung mündet mehrere Meter unter Wasser in den Traunsee.

Die Energieableitung zur bestehenden 110-kV-Freileitung Steinkogl – Gmunden erfolgt über einen getrennten Energieableitungsstollen mittels einer gesonderten 110-kV-Ausleitung und einem eigenen Schaltwerk. Die Genehmigungen für den Netzanschluss liegen vor.

Der Baustart ist ab Oktober 2023 mit den Vorarbeiten geplant. Konkret beinhalten die Vorarbeiten:

  • Baufeldvorbereitung
  • Errichtung der Baustromversorgung
  • Baustelleneinrichtung: Haupt- und Nebenlager

Die reine Bauzeit beträgt rund vier Jahre. Der Probebetrieb des Pumpspeicherkraftwerks Ebensee ist für Ende 2027 geplant.

Kenndaten

Art der AnlageKavernenkraftwerk
Turbinen-/Pumpleistung (drehzahlvariable Francis-Pumpturbine)170 / 150 MW
WälzwirkungsradRund 80 %
Nutzinhalt Oberbecken:1,32 Mio. m³ (10 h Speicher)
Größte Höhe Sperrenbauwerk60 m Erddamm
Bruttofallhöhe:491 m
Netzanbindung (bestehende Leitung)110 kV

Pumpspeicherkraftwerke haben eine lange Lebensdauer und können über mehrere Generationen hinweg Energie zur richtigen Zeit verfügbar machen.

„Das Pumpspeicherkraftwerk Ebensee ist eine nachhaltige Investition für unsere Zukunft und hilft uns als Energie AG und damit Oberösterreich auf unserem Weg in eine erneuerbare Energiezukunft“, so Energie AG-CFO Andreas Kolar.

Das Pumpspeicherkraftwerk sei darüber hinaus ein Teil der neuen strategischen Ausrichtung der Energie AG in Richtung Klimaneutralität.

Das geplante Kraftwerk wird ab dem Zeitpunkt, wo es ans Netz geht, produktiv sein. Das verdeutlicht die Bedeutsamkeit des Pumpspeicherkraftwerks Ebensee als langfristige und nachhaltige Investition für künftige Generationen.


„Grüne Batterie“ trägt dazu bei, die Klimaziele zu erreichen

Die Umstellung der Stromgewinnung auf erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Sonnenkraft macht enorme Speicherkapazitäten erforderlich. Denn Wind und Sonne gewährleisten eine Stromproduktion nicht immer dann, wenn der Stromverbrauch gegeben ist. Der Bedarf an Pumpspeicherkraftwerken wird künftig weiter steigen. Der Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch wird in den kommenden Jahren eine der großen Herausforderungen zur Sicherstellung der Stromversorgung.

Neue strategische Ausrichtung der Energie AG bis 2035

Die strategische Ambition der Energie AG Oberösterreich ist die Klimaneutralität bis 2035. Oberstes Gebot dabei ist natürlich weiterhin die Gewährleistung der Ver- und Entsorgungssicherheit. Dieser Anspruch wird ab dem Geschäftsjahr 2023/2024 mit konkreten Maßnahmen untermauert. Diese berücksichtigen auch die technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und werden in den nächsten Monaten im internen Strategieprojekt LOOP zusammen mit externen Expert:innen weiter konkretisiert.

Übergeordnetes Ziel ist es, den Kreislauf der Energie AG von der Erzeugung über die Verteilung bis hin zur Verwertung zu dekarbonisieren - also den CO2-Ausstoß der Energie AG nachhaltig zu reduzieren.

„Wir als Energie AG sind davon überzeugt, dass wir gesellschaftliche Verantwortung haben, langfristig zu denken. Wir wollen unseren Kindern und zukünftigen Generationen einen lebenswerten Planeten hinterlassen und unsere Energiezukunft auf sichere und nachhaltige Beine stellen“, sagt Energie AG-CEO Leonhard Schitter.

Die Erneuerbaren-Ausbau-Ziele 2030 wurden durch das Projekt LOOP im Wesentlichen bestätigt. Bis zum Jahr 2035 sollen sie von 630 Gigawattstunden nochmals auf insgesamt 1,2 Terawattstunden fast verdoppelt werden.

1,2 Terawattstunden entsprechen dem durchschnittlichen Stromverbrauch von rund 330.000 Haushalten und damit rund 700.000 Menschen. Das heißt, dass ab 2035 jährlich rund die Hälfte aller Oberösterreicher:innen zusätzlich mit erneuerbarer Energie aus Wasser, Sonne und Wind versorgt werden soll.


Solides Fundament wird überregional erweitert

Der große Hebel in der Strategie bis 2035 liegt bei Photovoltaik und Wind. Diese beiden Energieträger werden eine zusätzliche Terawattstunde an erneuerbaren Energien liefern. Der Ausbau der ist größtenteils in Österreich und zu einem kleineren Teil in Deutschland, Italien und Slowenien geplant. Die Energie AG hat aber bereits jetzt ein solides Fundament in der umweltfreundlichen Erzeugung: Jedes Jahr werden aktuell rund 2,45 Terawattstunden an umweltfreundlichem Strom aus erneuerbaren Quellen aufgebracht.

Der größere Teil der 1 TWh Stromerzeugung soll im Bereich Windkraft liegen. Ein weiterer massiver Ausbau ist darüber hinaus bei Photovoltaik-Projekten geplant. Um dieses Potenzial effektiv nutzen zu können sind aber auch Energiespeicher, beispielsweise Pumpspeicherkraftwerke und Batterien, erforderlich.

Natürlich werden auch die Kapazitäten im Bereich Wasserkraft erweitert. Beispielhaft dafür sind Projekte wie der Neubau des Kraftwerks Weißenbach oder der Ersatzneubau des Kraftwerks Traunfall.


Kundinnen und Kunden stehen im Mittelpunkt

Die massiven Investitionen in eine fossilfreie Zukunft sind die technische Seite der neuen Strategie. Auf der anderen Seite liegt ein ganz besonderes Augenmerk auf den Kund:innen und darauf, wie diese die Energie AG wahrnehmen. Die Ausrichtung erfolgt nach den Kundenbedürfnissen und hat mehrere Schwerpunkte:

  • zukunftsweisende Angebote, unter anderem im Bereich Wärmepumpe und PV-Contracting für alle Kundensegmente – vom Haushalt bis zu Gewerbe- und Industriebetrieben
  • deutlicher Ausbau der digitalen Kundenservices (Plattformlösungen, digitalisierte Prozesse)
  • verstärktes Engagement rund um das Thema E-Mobilität

Im Bereich E-Mobilität will die Energie AG bis 2035 bis zu 50.000 Ladepunkte für das Heimladen, das Laden am Arbeitsplatz, im Fuhrpark und für öffentliches Laden zur Verfügung stellen.


Im Bereich Wärmepumpen wird bis 2035 ein Anstieg auf über 200.000 Anlagen in Oberösterreich erwartet. Die Energie AG plant, etwa die Hälfte davon mit Stromlieferungen, Contracting oder Finanzierungen zu unterstützen.


Eine weitere Schiene auf Seite der Kund:innen ist eine Forcierung des Fernwärme-Ausbaus dort, wo er ökonomisch sinnvoll ist.


Grüner Wasserstoff als neuer Energieträger

Als sinnvolle Alternative zu dem fossilen Energieträger Gas etabliert sich derzeit grüner Wasserstoff. Die Energie AG wird sich aktiv am Wasserstoffmarkt positionieren, um ihren Kund:innen künftig Grüngas-Lösungen anbieten zu können.

Die Basis dafür bieten Beteiligungen an Wasserstoffprojekten bis 2028.


Leistungsfähige Stromnetze machen die Energiezukunft erst möglich

Ein leistungsfähiges Stromnetz ist Enabler der erneuerbaren Energiezukunft, da es die Umsetzung verschiedener Ziele überhaupt erst ermöglicht:

  • Einspeisung von Strom aus dezentralen erneuerbaren Energiequellen
  • gesichertes Laden von E-Fahrzeugen in Privathaushalten, in Unternehmen, im Wohnbaubereich und an Schnell-Ladestationen
  • Betrieb von Wärmepumpen, deren Einsatz vor allem in Zeiten geringer PV-Strom-Produktion, also im Winter, erforderlich ist.

Um die Versorgungssicherheit für die Kund:innen bei steigendem Volumen aus volatiler Stromerzeugung zu gewährleisten, sind massive Investitionen in das Stromnetz notwendig. Bis zum Jahr 2035 sollen daher mehr als zwei Milliarden Euro in die Stromnetze investiert werden.

www.energieag.at 


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