Wenn aus Abfall nachhaltige Energie wird

Gruppenfoto Session Bioökonomie
V. l.: Dorian Wessely (Cleantech-Cluster, Business Upper Austria), Bernhard Stürmer (Kompost & Biogas Verband Österreich), Raphael Wasserbaur (Umweltbundesamt), Heidrun Hochreiter (Lebensmittel-Cluster, Business Upper Austria), Klaus Pöttinger (Pöttinger Entsorgungstechnik), Florian Kamleitner (ecoplus), Josef Grünanger (Rudolf Großfurtner) © cityfoto.at/Wolfgang Simlinger
Bernhard Stürmer, Geschäftsführer Kompost & Biogas Verband Österreich
Bernhard Stürmer, Geschäftsführer Kompost & Biogas Verband Österreich © cityfoto.at/Wolfgang Simlinger
Raphael Wasserbaur, Experte für Energie und Energieanlagen beim Umweltbundesamt
Raphael Wasserbaur, Experte für Energie und Energieanlagen beim Umweltbundesamt © cityfoto.at/Wolfgang Simlinger
Florian Kamleitner, Plattformmanager Bioökonomie bei ecoplus
Florian Kamleitner, Plattformmanager Bioökonomie bei ecoplus © cityfoto.at/Wolfgang Simlinger
Josef Grünanger, Geschäftsführer Rudolf Großfurtner GmbH
Josef Grünanger, Geschäftsführer Rudolf Großfurtner GmbH © cityfoto.at/Wolfgang Simlinger
Klaus Pöttinger, Geschäftsführer Pöttinger Entsorgungstechnik GmbH
Klaus Pöttinger, Geschäftsführer Pöttinger Entsorgungstechnik GmbH © cityfoto.at/Wolfgang Simlinger

22.04.2024

Biogas gilt als wichtiger Baustein der Energiewende, da es unabhängig von Sonne und Wind eingesetzt werden kann. In der Session Bioökonomie diskutierten Expertinnen und Experten beim Zukunftsforum Oberösterreich am 10. April 2024 über den vielfältigen Wert dieser Ressource. Auch wenn Biogas unseren gesamten Erdgasbedarf nicht vollständig ersetzen kann, leistet es einen wichtigen Beitrag zur Diversifizierung der Energiequellen.  

„In Österreich sind aktuell 260 Biogasanlagen in Betrieb“, erklärte Bernhard Stürmer vom Kompost & Biogas Verband Österreich.

Großteils wird Biogas bisher zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt, es kann aber auch zu Biomethan veredelt, also gereinigt, und direkt ins Erdgasnetz eingespeist und zum Endkunden transportiert werden. Aktuell speisen in Österreich nur 14 Anlagen das aufbereitete Biomethan ins Gasnetz ein.

Das soll sich mit dem geplanten Erneuerbares-Gas-Gesetz (EGG) künftig ändern, „denn das Potenzial für Biogas/Biomethan ist groß. Ca. 22 % des österreichischen Gasbedarfs könnte durch heimisches Biogas abgedeckt werden“, sagte Stürmer. 

Ausbau der Infrastruktur 

Über den notwenigen Ausbau der Biogasversorgung in Österreich sprach auch Raphael Wasserbaur vom Umweltbundesamt. Er hob hervor, dass eine Vielzahl von Substraten – darunter Lebensmittelabfälle, der Inhalt von Biotonnen, Stroh, Blätter, Hausgartenkompost und Wirtschaftsdünger – effektiv für die Biogasproduktion genutzt werden können. Besonders in den landwirtschaftlich stark geprägten Regionen Ober- und Niederösterreich, wo viel natürlicher Wirtschaftsdünger anfällt, sieht das Umweltbundesamt erhebliches Potenzial für die Energiegewinnung aus Biogas. Dies bestätigte auch Florian Kamleitner von ecoplus, Niederösterreichs Wirtschaftsagentur, die wichtige Leitprojekte zu diesem Thema begleitet. 


Strategische Bedeutung der Ressourcennutzung 

Die Verbindung und das logistische Netzwerk zwischen diesen Regionen spielen eine entscheidende Rolle beim Transport und bei der Verarbeitung der biogenen Ressourcen. Die gut entwickelte Infrastruktur entlang wichtiger Verkehrsachsen wie der Autobahn A1, die Niederösterreich und Oberösterreich verbindet, bietet optimale Voraussetzungen für das Sammeln und Weiterverarbeiten dieser Materialien in Biogasanlagen. Dieser logistische Vorteil unterstützt nicht nur den effizienten Transport, sondern auch die Skalierung der Biogasproduktion. 


Potenzial von Biomethan 

Laut Studien des Umweltbundesamtes könnte das realisierbare Biomethanpotenzial in Österreich bis 2040 auf etwa zehn Terawattstunden ansteigen. Dieses Potenzial zu nutzen, würde nicht nur helfen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, sondern auch die regionale Energieautonomie stärken und einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten, betonten die Experten. 


Biogas aus Schlachtabfällen 

Ein innovatives Praxisbeispiel für „Kreislaufwirtschaft im Kleinen“ präsentierte Josef Grünanger von der Rudolf Großfurtner GmbH. Der Schlachtbetrieb betreibt eine Biogasanlage in St. Martin im Mühlkreis. Und zwar europaweit die erste Anlage, die neben Mist nur Tierschlachtabfälle verwertet.

„Tierschlachtung ist ein sehr energieintensiver Prozess und auch die Abfallentsorgungskosten sind extrem hoch“, erklärte Grünanger.

Rund 10.000 Schweine werden pro Woche bei Großfurtner geschlachtet. 2003 hat man sich deshalb zum Bau der Biogasanlage entschlossen. Derzeit kann das Unternehmen mit dem erzeugten Biogas bereits 50 % des eigenen Strombedarfs und 40 % des eigenen Wärmebedarfs abdecken. Ziel ist laut Grünanger die völlige Energieautarkie. Die wolle man in Kombination mit dem Ausbau der hauseigenen PV-Anlage erreichen. 


Innovatives Containersystem 

Klaus Pöttinger von der Pöttinger Entsorgungstechnik GmbH präsentierte eine innovative dezentrale Lösung für die Biomethanerzeugung: den Pöttinger Fermenter. Es handelt sich um ein flexibel skalierbares System aus einer Containerbox mit integrierter Steuereinheit und mindestens drei bis maximal 15 weiteren Containerboxen für die Abfallumwandlung. Im Anschluss an den Gärungsprozess kann der Gärrest leicht zu hochwertigem Kompost weiterverarbeitet und somit als Humusdünger eingesetzt werden. Durch den modularen Aufbau lässt sich die Anlage beliebig an individuelle Anforderungen anpassen. Die Container sind nicht betoniert und damit auch nicht ortsgebunden.

Das System punktet auch durch eine hervorragende Bilanz, wie Pöttinger erklärte: „Ein Fermenter verarbeitet ca. 500 Tonnen organisches Substrat pro Jahr und erspart der Atmosphäre rund 267 kg CO2 pro Tonne Biomüll.“ 


Porträtfoto Heidrun Hochreiter

DI Heidrun Hochreiter

Cluster-Managerin
Mobil: +43 664 8481233
DI Dorian Wessely - Cluster-Manager Cleantech-Cluster (CTC) Business Upper Austria - die Standortagentur des Landes Oberösterreich

DI Dorian Wessely

Cluster-Manager Umwelt
Mobil: +43 664 818 6570