Nachhaltigkeits-Roadmap & Taxonomie-Check praktisch umgesetzt

Praxisworkshop am 18. März in Linz
Praxisworkshop am 18. März in Linz © Business Upper Austria
DI Michael Friedmann, Gründer des Institute for Clean Technology (ICT Impact GmbH) als Technologie- und Beratungsunternehmen für Nachhaltigkeit in Wien
DI Michael Friedmann, Gründer des Institute for Clean Technology (ICT Impact GmbH) als Technologie- und Beratungsunternehmen für Nachhaltigkeit in Wien © Wolfgang Reithofer
Dr. Silvia Payer-Langthaler, CSR-Expertin & Consultant, UNICONSULT Unternehmensberatung GmbH & Co KG, Linz
Dr. Silvia Payer-Langthaler, CSR-Expertin & Consultant, UNICONSULT Unternehmensberatung GmbH & Co KG, Linz © Joachim Keppelmüller

22.03.2022

Ob Rahmenbedingungen wie Klimawandel, Artensterben und Bevölkerungswachstum oder Systemdruck durch Bürger:innen, Kunden und Lieferanten, Finanzmärkte und Gesetzgeber – das Thema Nachhaltigkeit rückt immer mehr ins Zentrum unternehmerischer Entscheidungen. Dadurch steigen auch die Anforderungen an ein professionelles Nachhaltigkeitsmanagement. Wie ein solches in der Praxis aussehen kann, erarbeiteten die Nachhaltigkeitsmanager:innen und -beauftragte von AISEMO, Hödlmayr International, Aspöck Systems, Aigner, Fronius International, WKO Oberösterreich, W&H Dentalwerk Bürmoos, Energie AG Oberösterreich, Primetals Technologies Austria, Hammerer Aluminium Industries Extrusion und Klimabündnis Oberösterreich beim Praxisworkshop des Cleantech-Clusters am 18. März in Linz.

Theorie und Praxis

In einer ersten Praxisübung wurden ausgehend von den physischen Risiken Extremwetter, veränderte Niederschläge und Temperaturanstieg die abgeleiteten transitorischen Risiken wie CO2 Bepreisung, Wasserverbrauch, Rohstoff- und Materialverfügbarkeit, Kundenverhalten, Mitarbeiter:innen etc. bewertet und in einer Risikomatrix verortet. Konkret wurden die bestehenden Geschäftsmodelle auf Chancen und Risiken hin reflektiert.

„Dabei sind Synergien mit Lieferanten und Kunden entlang der Wertschöpfungskette ein Potenzial, um zukunftsfähige Lösungen zu finden. Kooperationen, Vernetzung und Partnerschaften – auch als SDG 16 formuliert – bieten enormen Chancen für nachhaltige Lösungen“, betont das Trainerduo Silvia Payer-Langthaler und Michael Friedmann.

Neue Regulatorik: CSRD & EU Taxonomie

Aktuell wird die EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) überarbeitet.

„Durch die CSRD erfährt die nichtfinanzielle Berichterstattung eine massive Aufwertung“, so Payer-Langthaler.

Als formale Konsequenzen ergeben sich unter anderem daraus die verpflichtende Offenlegung im Lagebericht und elektronische Veröffentlichung im ESEF, die Erweiterung des ‚Bilanzeides‘ auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie die verpflichtende Prüfung durch den Abschlussprüfer. Damit weitet sich der Anwendungskreis auf alle großen und alle kapitalmarktorientierten Unternehmen ab 250 Mitarbeiter:innen über 40 Mio. Euro Umsatz oder über 20 Mio. Euro Bilanzsumme aus.

Die CSRD stellt auch einige inhaltliche Anforderungen an die Unternehmen wie zB die explizite Verankerung einer „doppelten Wesentlichkeitsanalyse“, die Berichtspflicht zum Prozess der Wesentlichkeitsanalyse sowie die verbindliche Anwendung von europäischen Berichtsstandards, mit dem Ziel, die Transparenz über konkrete Fortschritts- und Umsetzungsziele sowie Entwicklungspfade zu erhöhen.

„Die Abkehr von Absichtserklärung hin zum konkreten Tun, das soll die CSRD erhöhen“, so Payer-Langthaler.

Als weitere Neuregelung wirkt die EU-Taxonomieverordnung bereits aktuell auf alle NaDiVeG Unternehmen, welche die Lenkung von Investitionen in nachhaltige Projekte und Aktivitäten zur Erreichung der EU Klima- und & Energieziele fördert sowie die Etablierung einer EU-weit einheitlichen Klassifizierungssystematik für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten vorsieht. Konkret bedeutet das, dass Unternehmen alle ihre Wirtschaftsaktivitäten auf ihre Taxonomiefähigkeit (= Wesentlicher Beitrag zu einem der 6 Umweltziele + keine erhebliche Beeinträchtigung der anderen Umweltziele + Einhaltung von sozialen Mindeststandards) überprüfen müssen, und daraus abgeleitet können der taxonomiekonforme Umsatz sowie die taxonomiekonformen Investitionen und Betriebsausgaben als Kennzahlen in Prozent und absoluten Zahlen als Nachhaltige KPIs in der nichtfinanziellen Berichterstattung  ausgewiesen werden.

Nachhaltigkeitsmanagement = Strategiemanagement

In einem zweiten Praxisteil stand die Beurteilung des Nachhaltigkeits-Managements als Selbstcheck im Mittelpunkt. Damit kann der Reifegrad der Nachhaltigkeit im Unternehmen festgestellt werden. Damit die neuen Regularien aus unternehmerischer Sicht erfüllt werden können, braucht es zumindest einen integrativen Zugang zur unternehmerischen Nachhaltigkeit.

„Zukünftig braucht es ein proaktives Vorgehen, plakative und reaktive Maßnahmen werden nicht mehr ausreichen“, so Payer-Langthaler.

Transparenz und Authentizität sind für diese nachhaltige Transformation unumgänglich. Dazu braucht es mutige Pionier:innen im Unternehmen, welche Innovationsprojekte initiieren und umsetzen.

Fazit

Eine gelungene methodische Mischung stellten die inhaltlichen Impulsen, die Praxisübungen sowie der Austausch mit den anderen Teilnehmer:innen dar. Die Teilnehmer:innen zeigten sich vom Angebot begeistert.

„Der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung mit anderen Unternehmen und Nachhaltigkeitsbeauftragen war sehr motivierend und bereichernd“, so der Tenor.

Veranstaltungshinweis: 

Nachhaltigkeits-Brunch „ESG-Berichterstattung: Nicht nur reden – tun! Wie?“
4. Mai | OÖNachrichten FORUM, Linz
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