Biokunststoff wesentlich für fossilfreie Zukunft

Kristy-Barbara Lange, stellvertretende Geschäftsführerin von European Bioplastics
Kristy-Barbara Lange, stellvertretende Geschäftsführerin von European Bioplastics, hielt die Key-Note bei der Fachtagung<br><i>Bild: AEA/Höher)</i>

25.06.2018

Der Kunststoff-Cluster und die Österreichische Energieagentur initiierten am 20. Juni 2018 im Palais in Niederösterreich die Fachtagung „Biopolymere - Der essentielle Baustein der circular economy“. Über 70 VertreterInnen aus Wirtschaft und Forschung zeigten dabei großes Interesse an den vielfältigen Themen, die von den Rahmenbedingungen der europäischen Gesetzgebung über die Rohstoffgewinnung und die Verarbeitung von Biokunststoffen bis hin zum Recycling reichten.

Ökologische Nachhaltigkeit und ökonomischer Nutzen müssen kein Widerspruch sein – im Konzept der Kreislaufwirtschaft ergänzen sie einander. Ökonomen berechnen etwa einen jährlichen Mehrwert in der Höhe von 1,8 Trillionen Euro für die Bereiche Mobilität, Lebensmittel und Bauen, wenn Europa ab 2030 auf Kreislaufwirtschaft setzt. Die effiziente Integration natürlicher und nachwachsender Ressourcen machen Biopolymere dabei zu einem essentiellen Baustein dieses Konzepts.

„Bioökonomie ist ein wesentlicher Eckpfeiler einer fossilfreien Zukunft. Dieser Strukturwandel hin zu einem Wirtschaftskreislauf, der nicht auf Erdöl, sondern auf nachwachsenden Ressourcen beruht, punktet mit zahlreichen Vorteilen: So werden die Emissionen schädlicher Treibhausgase reduziert, gleichzeitig sinkt die Abhängigkeit von importierten Rohstoffen“, erläutert Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. „Bioökonomie kann hohe Wertschöpfung in Österreich schaffen und ist eine Chance für dauerhaftes wirtschaftliches Wachstum in einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten, weltweit kompetitiven Wirtschaft.“ „Die Kunststoffbranche ist ein Innovationsmotor, um die relevanten Themenstellungen der Gegenwart und Zukunft zu lösen. Bestes Beispiel dafür sind Biokunststoffe, die außergewöhnliche Eigenschaften mit dem Vorteil eines geringen CO2-Footprints kombinieren. Sie sind somit ein essentieller Teil der von der Europäischen Union forcierten Kreislaufwirtschaft. Im Cluster forcieren wir im Rahmen innovativer, überbetrieblicher Kooperationsprojekte die Vernetzung der Unternehmen und den wichtigen Know-how-Aufbau in den Betrieben“, betont Harald Bleier, ecoplus Clustermanager des Kunstoff-Cluster in Niederösterreich.

Bio“ hat zwei Bedeutungen: Nutzung biobasierter Rohstoffe und „biologisch abbaubar“
Kristy-Barbara Lange, stellvertretende Geschäftsführerin von European Bioplastics, die die Key-Note der Veranstaltung hielt, ging in ihrem Vortrag auf das Potenzial von Biokunststoffen ein. Dabei betonte sie, dass die Eigenschaft „Bio“ zwei sehr unterschiedliche an der Wertschöpfungskette positionierte Nutzen thematisiere. Bio stehe für die Verwendung alternativer, biobasierter Rohstoffe für die Produktion von Kunststoffen. Das sei ein wichtiger, genereller Entwicklungsschritt im Zuge einer Defossilisierung der Kunststoffbranche. Zudem stehe Bio im Kontext des Abfallmanagements auch für die Eigenschaft „biologisch abbaubar“. Diese Eigenschaft könne für spezifische Produkte zusätzlichen Nutzen bieten, insbesondere bei der Bioabfallsammlung und bei organischem Recycling.

Biokunststoff: bis 2022 Plus von 20 Prozent bei weltweiter Produktionskapazität möglich
Derzeit sind Lange zufolge nur etwa 1 Prozent der 320 Millionen Tonnen Plastik, die jedes Jahr erzeugt werden, Biokunststoff. Doch die weltweite Produktionskapazität von Biokunststoff werde bis 2022 um 20 Prozent steigen, von 2,05 Millionen Tonnen im Jahr 2017 auf ca. 2,44 Millionen im Jahr 2022. Große Bedeutung für Biokunststoff habe der Bereich der Verpackungen: Etwa 60 Prozent des Biokunststoffes wurden 2017 dafür verwendet, das werde auch 2022 der Fall sein. Mit entsprechenden Rahmenbedingungen könnten Lange zufolge die derzeit 23.000 Jobs im Bereich Biokunststoff in Europa auf 300.000 im Jahr 2030 ansteigen. „Eine starke Kreislaufwirtschaft braucht getrennte Sammlung und mechanisches sowie organisches Recycling. Auch Biokunststoffe werden davon profitieren“, zog Lange ihr Fazit. Nur eine Verbindung von Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft werde den technischen Kreislauf und den organischen Kreislauf schließen.

 

Jakl Thomas / Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur
Holzer Wolfgang / Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismu<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur
Lange Kristy-Barbara / European Bioplastics<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur
Endres Hans-Josef / Hochschule Hannover<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur
Luley Christiane / Austrian Centre of Industrial Biotechnology ACIB<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur
Facco Stefano / Novamont<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur
Kamleitner Florian / Kunststoff-Cluster, ecoplus und Röhrich Andreas / Wolford<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur
Hierzenberger Peter / NGR<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur
Fritz Ines / boku Tulln<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur
Bismarck Alexander / Uni Wien<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur
Moderation Stefan Liebert und Florian Kampleitner<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur
Auditorium<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur
Peter Ruhland / Plastoplan Kunststoffhandel GmbH, Hans-Josef Endres / Hochschule Hannover, Katharina Schlegel / BASF, Lorenz Strimitzer / Austrian Energy Agency, Kamleitner Florian / Kunststoff-Cluster, ecoplus<br>Bild: ©ecoplus NÖ Wirtschaftsagentur